Mit einem Lied eröffnete Pastoralreferentin i.R. Doris Adrian den Morgentreff der Frauen und begrüßte 60 Teilnehmerinnen und die evangelische Pfarrerin Mandy Liebetrau. Diese sprach nach dem gemeinsamen Frühstück zum Thema „Nächstenliebe konkret“.
Zur Einleitung ging die Pfarrerin darauf ein, was die Bibel und die Theologen zur Nächstenliebe sagen, um dann aus einem ungewohnten Blickwinkel zu erkennen, was Nächstenliebe konkret bedeuten könne. Im Markusevangelium wird das höchste Gebot der Gottesliebe eingeleitet „Höre, Israel, der Herr unser Gott, ist der Herr allein…“. Es ist bis heute das zentrale, tägliche Gebet der Juden, aktuell findet es wegen des furchtbaren Konflikts weltweit besondere Beachtung. Und das zweite, ebenso wichtige Gebot lautet „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“. Kein Gebot ist größer als diese beiden.
Die Pfarrerin stellte infrage, ob man Gott wirklich ein ganzes Leben lang und mit aller Hingabe lieben könne, irgendwas komme einem im Leben doch immer dazwischen. Wie die Liebe zum Nächsten aussehen kann, beschreibt die Beispielerzählung vom Barmherzigen Samariter: Da schauen die Nächsten lieber weg, als sie den Überfallenen am Wegesrand finden. Nur der Fremde aus dem verhassten Volk der Samariter beugt sich herab und hilft dem Verletzten.
„Wie wird für Sie Nächstenliebe konkret, wann haben Sie das letzte Mal Nächstenliebe ausgeübt?“ Diese Frage konnten die Teilnehmerinnen auf einem Zettel anonym beantworten und markieren, ob sie freiwillig geholfen oder um Hilfe gebeten wurden. In der zweiten Frage ging es um den anderen Blickwinkel, in dem gefragt wurde, wie es einem geht, wenn man selbst Hilfe empfängt, vielleicht sogar darum bitten muss. Wer Nächstenliebe annimmt, zeigt sich verletzlich, wer dem Nächsten Liebe schenkt, beugt sich herab, wie der Samariter. Durch diesen Perspektivwechsel werde „Nächstenliebe konkret“, Zuwendung und Liebe auf Augenhöhe, so Liebetrau. Gott ist uns zuerst auf Augenhöhe begegnet. Am Ende dieses bereichernden Vormittags dankten die Frauen des Morgentreffs mit Applaus und Blumen.
Text: D. Adrian / E. Schultz, Fotos: E. Schultz