Frankfurt/Münster (pbm/sk). Der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland ist am Samstag, 11. März, in Frankfurt zu Ende gegangen. Zuvor hatte seit Donnerstag die fünfte Synodalversammlung stattgefunden. Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Bistum Münster haben am 11. März Bilanz gezogen.
Bischof Dr. Felix Genn sagte unmittelbar nach dem Ende der Versammlung, dass es gut und richtig gewesen sei, sich auf den Synodalen Weg begeben zu haben. „Bei allen Schwierigkeiten sind wir doch zusammen geblieben“, betonte der Bischof. Der Synodale Weg habe allerdings deutlich gemacht, dass es große Differenzen gebe und auch weiterhin „ein gemeinsames Ringen“ um den künftigen Weg der Kirche gefordert sei. „Wir haben noch immer viel an Synodalität zu lernen“, sagte er. Im Bistum Münster hoffe er insbesondere, dass im Prozess zur Entwicklung der pastoralen Strukturen auch „inhaltliche Füllungen“ erfolgten. „Dabei sollten wir uns von dem synodalen Prinzip leiten lassen: Gemeinsam hören, gemeinsam deuten, gemeinsam entscheiden. Und orientieren sollten wir uns an der Frage: Was ist von uns als Kirche in der Gesellschaft gefordert?“ Bischof Genn dankte allen, die sich aus dem Bistum Münster am Synodalen Weg beteiligt haben und auch denen, die für den Synodalen Weg gebetet hätten: „Der Synodale Weg war auch ein geistlicher Prozess, die geistlichen Impulse waren sehr wichtig. Es waren Tage, die von Segen geprägt waren.“
Für Brigitte Lehmann, Vorsitzende des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster, war der Synodale Weg ein Erfolg. „Die allermeisten Synodalen haben auf Augenhöhe miteinander kommuniziert und vor allem auch ,zugehört‘ und so hat sich in den vergangenen drei Jahren ein Miteinander entwickelt, das hoffentlich in die Zukunft wirkt. Der installierte synodale Ausschuss macht mich zuversichtlich, dass Synodalität auf Dauer gestellt werden kann“, betonte sie. Nach ihrer Einschätzung sind im Bistum Münster „bereits jetzt viele Dinge möglich“. Zugleich wies sie darauf hin, dass seitens des Diözesankomitees bereits eine Arbeitsgruppe eingerichtet worden sei, „die bis Juni diesen Jahres einen ersten Vorschlag zu einem Synodalen Rat machen möchte“.
Weihbischof Rolf Lohmann warb für „eine noch stärkere Einbindung der Laien, und zwar auf Augenhöhe mit den Hauptamtlichen“. Dazu gehöre, sie zu dem Dienst zu befähigen, den sie leisten möchten und ihnen Aufgaben in der Seelsorge anzuvertrauen. „Und wir müssen in unserem Bistum weiter darum ringen, die Rolle der Frauen in unserer Kirche zu stärken und zu einem neuen Verständnis des Weiheamtes zu kommen. Wir müssen die junge Generation einbinden und darauf hören, welche Wünsche sie äußern und welche Bilder von Gemeinde sie entwickeln“, betonte Lohmann. „Wir sind, und das ist entscheidend, in meinen Augen vernünftig auseinander gegangen. Alle Seiten mussten aufeinander zugehen und gemeinsam an Kompromissen arbeiten. Dass die Bereitschaft dazu groß war und es schließlich gelungen ist, Einigungen zu erzielen, macht mich zuversichtlich und hoffnungsvoll“, zog er ein Fazit.
Für Dr. Dorothea Sattler, Theologie-Professorin in Münster und Co-Vorsitzende des Synodalforums „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“, war der Synodale Weg „getragen von Gottes Geistkraft, die uns immer wieder gemeinsam an den österlichen Ursprung unserer christlichen Hoffnung erinnert hat.“ Das „tiefe Erschrecken“ über die sexualisierte Gewalt und den geistlichen Missbrauch an Kindern und an erwachsenen Männern und Frauen habe die Teilnehmenden am Synodalen Weg zu einer geistlichen Gemeinschaft werden lassen. Theologische Argumente, so betonte Sattler, hätten Wertschätzung erfahren, „insbesondere auch bei der Frage der Teilhabe von Frauen an allen Diensten und Ämtern.“ Für den Weg der Kirche im Bistum Münster warb die Professorin dafür, „die Charismen von Frauen schon heute in der Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi mit höherer Wertschätzung zu achten“. Synodalität könne auf allen Ebenen des Handelns in den Kirchen weiterhin eingeübt werden.
Weihbischof Dr. Stefan Zekorn betonte, dass der Synodale Weg ein wichtiger Versuch von Synodaliät gewesen sei. Allerdings sei im Vorfeld zu wenig darüber reflektiert worden, was Synodalität bedeute und wie sie gestaltet werden könne. „Das hat unter anderem dazu geführt, dass das wichtige Ringen um möglichst konsensuale Aussagen zu wenig stattfand. Leider hat es der Synodale Weg deshalb nicht vermocht, die vorhandenen Gräben in der Kirche in Deutschland zu überbrücken“, resümierte Zekorn. Ob der Kirche im Bistum Münster ein Aufbruch gelinge, hänge davon ab, „ob Menschen erleben können, dass der Glaube für ihr alltägliches Leben einen positiven Unterschied macht und einen erfahrbaren Reichtum bedeutet.“
Prof. Dr. Thomas Söding aus Münster, Vizepräsident des Synodalen Weges und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, erklärte, es sei wichtig, dass sich die Synodalversammlung bei keinem Thema habe auseinandertreiben lassen. „Ein Knackpunkt ist Macht: Wie viel Macht braucht ein Bischof? Wieviel kann er teilen? Die Kirche muss sich ändern, das war die größte Gemeinsamkeit. Sie kann es auch. Macht zu teilen ist der Schlüssel zu mehr Gerechtigkeit und mehr Qualität in den Entscheidungen“, sagte Söding. Zudem betonte er: „Auf Münster wird geschaut. Gemeinsam beraten und entscheiden ist hier kein Fremdwort, sondern eine Praxis, die weiterentwickelt werden muss und kann: Eher weniger Gremien, die mehr zu sagen haben. Und eher schlankere Gremien, die beweglicher sind.“
Johanna Müller aus Harsewinkel-Marienfeld, jüngste Synodale, betonte, dass auf der letzten Synodalversammlung alle Texte beschlossen worden seien: „Das ist ein gutes Ergebnis“, sagte sie. „Aber es sind Kompromisstexte und deshalb bin ich auch nur in Maßen zufrieden, weil wir immer wieder auf die Änderungsanträge der Bischöfe eingegangen sind und so auch viele Texte geschwächt wurden, was mich nicht zufrieden macht“, machte sie zugleich deutlich. Es sei wichtig, dass es in der Kirche synodal weitergehe: „Wir brauchen weiterhin Gremien, in denen wir gemeinsam beraten und entscheiden, das darf nach der Synodalversammlung nicht zu Ende sein“, unterstrich sie. Zugleich gehe es darum, das, was auf dem Synodalen Weg passiert sei, bis in die Gemeinden hinein zu tragen. Zugleich erwarte sie, dass die Beschlüsse, wie etwa die Laienpredigt oder die Segnung homosexueller Paare, nun auch offiziell umgesetzt würden. Schon jetzt könnten Schritte hin zu einer synodalen Kirche auch im Bistum Münster gegangen werden.
Für Weihbischof Wilfried Theising, Offizial im Offizialatsbezirk Oldenburg, wurde mit den Beschlüssen sehr viel erreicht. „Der Abschluss des Synodalen Weges ist ein Meilenstein und zugleich eine gute Grundlage für die weitere Arbeit“, betonte er. Im Bistum Münster gebe es schon jetzt durch eine umfangreiche Gremienbeteiligung „einen guten synodalen Geist in unserer Diözese“.
Dr. Klaus Winterkamp, Generalvikar des Bistums Münster, erinnerte an das 2. Vatikanische Konzil: „Die Texte, Entscheidungen und Beschlüsse des Synodalen Weges sind Kompromisse“, erklärte er. „Kompromisse, solange sie nicht faule Kompromisse sind, sind nichts Schlechtes, im Gegenteil. Wie das 2. Vatikanische Konzil und dessen Texte bezeugen, kann man bestens auf Kompromissen aufbauen und Vieles weiterentwickeln. Dasselbe erhoffe und verbinde ich mit dem Synodalen Weg und dessen Beschlüssen.“ Von diesen würden im Bistum Münster „nicht wenige de facto schon vielerorts praktiziert, zum Beispiel die Predigt durch Laien in Messfeiern – auch nach dem Evangelium – oder die Segnung von Paaren, die sich lieben, aber auch in der Prävention sexualisierter Gewalt“, sagte der Generalvikar.
Lukas Färber vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Münster sprach von einem „kleinen Schritt in die richtige Richtung“ und hofft auf den „Beginn eines tatsächlich Umdenkens, von dem man nur hoffen kann dass es an Geschwindigkeit gewinnt“. Jedoch sei „der Großteil der Texte enttäuschend weichgewaschen, mutlos und so verhaftet im System, dass sie nicht ansatzweise dem Ziel des Weges, der Verhinderung systemisch begünstigter sexualisierter Gewalt, gerecht werden. „Die jetzt schnell einzuführenden Segensfeiern für queere Paare und Paare mit Menschen die geschieden sind, wären ein konkreter, sichtbarer, wenn auch eigentlich viel zu kleiner Schritt, der jetzt gegangen werden muss“, sagte er unter anderem mit Blick auf das Bistum Münster.
Für Schwester Katharina Kluitmann, Lüdinghauser Franziskanerin, war der Synodale Weg „eine Erfahrung des Heiligen Geistes, des Lernens und der Hoffnung auf weitere Schritte“. Sie leide jedoch darunter, „dass es für viele zu spät kommt“. Beim Text über die Synodalen Räte sei deutlich geworden, dass es „unterschiedliche Kirchenbilder und daraus resultierend unterschiedliche Auffassungen von Gehorsam“ gebe. Das Bistum Münster dürfe künftig „gern seinen Frauenanteil, seine Offenheit für LGBTIQ-Personen und die Qualität der Rahmenbedingungen für mehr Synodalität auf allen Ebenen erhöhen“.
Stimmen von Synodalen aus dem Kreis Warendorf
Letzte Versammlung des Synodalen Weges geht in Frankfurt zu Ende
Kreis Warendorf (pbm/cb). In Frankfurt am Main haben sich zum fünften und letzten Mal die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Synodalversammlung des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland beraten. Mit dabei war auch die jüngste Synodale, Johanna Müller aus Marienfeld. Sie ist mit dem Ergebnis der Versammlung „in Maßen zufrieden“, wie sie sagt. Zwar sei es ein gutes Ergebnis, dass alle Texte beschlossen wurden. Aber es seien Kompromisstexte, in die viele Änderungsanträge der Bischöfe eingegangen seien.
Es müsse weitergehen, fordert Johanna Müller, „nur so kann Veränderung in der Kirche glaubwürdig weitergehen. Wir brauchen weiterhin Gremien, in denen wir gemeinsam beraten und entscheiden, das darf nach der Synodalversammlung nicht zu Ende sein.“ Sie findet es „sehr gut, dass wir internationale Gäste hatten. Die Weltkirche ist so in die Synodalversammlung gekommen und wir konnten viel wichtige Eingaben bekommen und viel lernen.“ Nun gelte es, die Themen in die Gemeinden hineinzutragen: „Ich erwarte von den Beschlüssen, die gefasst wurden, dass sie umgesetzt werden, also etwa dass wir offiziell die Laienpredigt in unserem Bistum haben, dass wir die Segnung homosexueller Paare haben“, nennt sie Beispiele.
Professorin Dr. Dorothea Sattler aus Telgte erklärte, der Synodale Weg sei getragen gewesen „von Gottes Geistkraft, die uns immer wieder gemeinsam an den österlichen Ursprung unserer christlichen Hoffnung erinnert hat.“ Das tiefe Erschrecken über die sexualisierte Gewalt und den geistlichen Missbrauch an Kindern und an erwachsenen Männern und Frauen habe die Synodalen zu einer geistlichen Gemeinschaft werden lassen, sagte die Professorin für Dogmatik und Ökumenische Theologie an der Universität Münster. „Theologische Argumente haben Wertschätzung erfahren – insbesondere auch bei der Frage der Teilhabe von Frauen an allen Diensten und Ämtern“, erklärte sie weiter. Am stärksten umstritten sei die Frage gewesen, ob es bei jeder Thematik zu einer Selbstbindung der Bischöfe an Entscheidungen geben soll, die in synodalen Gremien beraten werden. Sattler: „Hier braucht es aus meiner Sicht beides: Vertrauen in Menschen, die mit Kompetenz beraten, sowie Vertrauen in Bischöfe, die einem begründeten Rat aus eigenem Antrieb folgen.“
Einer der Bischöfe, die aus dem Bistum Münster teilgenommen haben, war Weihbischof Dr. Stefan Zekorn, Regionalbischof für Münster und Warendorf. Er sagt, dass der Synodale Weg ein wichtiger Versuch von Synodalität war. „Leider“, kritisiert er, „haben wir im Vorfeld zu wenig darüber reflektiert, was Synodalität bedeutet und wie sie gestaltet werden kann. Das hat unter anderem dazu geführt, dass das wichtige Ringen um möglichst konsensuale Aussagen zu wenig stattfand.“ Entscheidend für einen Aufbruch sei, „ob Menschen im Bistum Münster erleben können, dass der Glaube für ihr alltägliches Leben einen positiven Unterschied macht und einen erfahrbaren Reichtum bedeutet.“
Quelle: Bistum Münster