Auf unserem Hof hat vor ein paar Jahren Konrad gelebt. Konrad war ein Hahn und hat mit unseren Pferden in einer WG gewohnt. Allerdings erst, nachdem ihm seine Hühner alle weggestorben sind. Konrad hat jahrelang dafür gesorgt, dass alle rund um Haus und Hof wussten, wann der Tag beginnt. Obwohl er nicht der Größte war, hat Konrad stimmlich alles gegeben. Jeden Morgen. Ob die Nacht kurz oder lang war, ob es bei uns turbulent zuging, oder wir einfach Ruhe brauchten. Konrad hat sich nicht daran gehalten.
Unser Hahn hat einen berühmten biblischen Artgenossen. Von dem wird berichtet, dass er kräht als der Tag anbricht. Und das ist deshalb so bedeutend, weil Petrus nun schlagartig klar wird, dass sein bester Freund Jesus doch Recht gehabt hat. Jesus hat ihm nämlich vorausgesagt, dass er nicht zu ihm stehen würde. Dass er drei Mal behaupten würde, Jesus nicht zu kennen. Und dass dann der Hahn krähen würde.
Als der Hahn nun kräht, wird Petrus wahrscheinlich noch mehr klar.
Erstens: Jesus hat Recht gehabt, zweitens: ich habe versagt, und drittens: ich kann Jesus nicht mehr retten.
Der Hahn wird hier zum Zeichen der grausamen Gewissheit. Und noch etwas kommt dazu: Petrus weiß, dass er jetzt da durch muss. Es gibt kein Zurück.
Der Hahn steht in dieser Geschichte für mich auch noch für etwas anderes: dafür, dass es weitergeht. Dass es keinen Stillstand gibt, auch wenn wir uns das manchmal wünschen. Es gibt immer einen neuen Tag. Und damit gibt es immer auch die Chance, einen neuen Blick auf die Dinge zu werfen.
Ich erinnere mich an Tage bei uns Zuhause, da war ich froh zu wissen, dass es weitergeht. Und Konrad war es, der diese neuen Tage angekündigt hat. Er hat mit seinem Krähen signalisiert: das Leben geht weiter und es wird auch irgendwie wieder gut werden.
Impuls von Pastoralreferentin Johanna Vering