Der heutige Karfreitag ist geprägt von einer düsteren Stimmung. Wenn man ihm eine Farbe zuordnen sollte, wäre es mit Sicherheit schwarz. Schwarz wie die Finsternis, schwarz wie der Tod. Das passt. Der Tod Jesu am Kreuz gibt dem Tag diese Farbe zurecht.
Viele Menschen haben Probleme mit diesem Tag. Die Erinnerung an den Tod ist ja auch nichts Angenehmes. Doch noch ein weiterer Aspekt macht vielen zu schaffen: Die Schuld. In vielen Passionsliedern wird sie besungen, die Schuld, die auf uns lastet und Jesus in den Tod getrieben hat. „Ich, ich hab es verschuldet…“ „Ach, meine Sünden haben dich geschlagen…“
Es gibt viele Menschen, die das kaum ertragen können. Die anderen gibt es natürlich auch. Die, die sich immer freisprechen und sagen: „Ich hab‘ doch nichts gemacht! Meine Weste ist rein!“ Aber was ist mit denen, die glauben, alles falsch zu machen und am Schicksal anderer Schuld zu sein? Die das so lange eingeredet bekommen haben, bis sie es selbst glaubten?
Kann der Karfreitag und das Leid, das Jesus auf sich genommen hat, auch anders gedeutet werden? Ja, es kann. Es kann auch bedeuten, dass Jesus sich auf seinem Kreuzweg solidarisch zeigt mit allen, die es hart getroffen hat im Leben. Er verbündet sich mit denen, die keinen Ausweg mehr sehen. Er weiß, was Leid bedeutet. Er leidet im wahrste Sinne des Wortes mit. Jesus „mag uns leiden“.
Wenn wir den Karfreitag so deuten, wird er dadurch nicht weniger traurig. Aber er wird zugleich auch tröstlich, weil Jesus, der Sohn Gottes, in unseren schlimmsten Stunden an unserer Seite ist.
Impuls von Pastoralreferentin Anne Gravendyk