Kennen Sie den Ausdruck „mit den Füßen abstimmen“? Das meint, dass Menschen irgendwo hingehen bzw. weggehen, je nachdem ob etwas gefällt oder nicht.
Morgen ist Palmsonntag. Das ist der Tag, an dem wir dem Einzug Jesu nach Jerusalem gedenken. Der Tag, an dem viele Anhänger Jesu sich plötzlich von ihm abwendeten, weil ihnen nicht gefiel, wie die Stimmung plötzlich kippte. Das Risiko, sich mit jemandem zu identifizieren, der zum Tod verurteilt werden sollte, wollten sie lieber nicht eingehen. Deshalb trugen ihre Füße sie weg in eine sichere Entfernung.
Wohin tragen uns unsere Füße? Wie stimmen wir ab? Wo wenden wir uns ab, wo gehen wir hin? Entfernen wir uns, wenn’s unbequem wird?
Zuwendung ist gefragt. Zu Menschen, die nicht auf der Siegerseite stehen. Zu Menschen, die verachtet werden. Zu Menschen, die Zuwendung nötig haben.
Bei einer der vielen Diskussionsrunden, die es zurzeit rund um das Gutachten zum sexuellen Missbrauch im Bistum Köln gibt, sagte ein Betroffener, es werde zu viel über und zu wenig mit denen gesprochen, die Opfer von Missbrauch wurden.
Wenn wir nicht wollen, dass die Menschen mit den Füßen gegen die Kirche abstimmen, sollten wir uns denen zuwenden, die uns am meisten brauchen. Auch, wenn’s unbequem wird. Auch, wenn’s nicht schön ist. Auch, wenn’s nicht gefällt, was sie zu sagen haben.
Impuls von Anne Gravendyk, Pastoralreferentin