Jesus spricht in der Bergpredigt, über drei Aspekte, welche wir in den vierzig Tagen bis Ostern besonders beachten können.
Natürlich redet er über das Fasten, den Verzicht und das Weniger. Es fällt aber auf, dass Fasten für ihn nichts Trübsinniges ist. Vielleicht hilft es, wenn wir im Fasten etwas Befreiendes entdecken können: Ich versuche mich frei zu machen von dem, was zu viel ist; ich will mich von Bedürfnissen lösen, die mir andere einreden; als freier Mensch bestimme ich selber darüber, was ich jetzt brauche und was nicht. Das ist der eine Aspekt.
Die beiden anderen Aspekte, von denen Jesus redet, gehören zum „Mehr“: das Almosengeben und das Beten. Wenn es mir gelingt, mich von materiellen Dingen zu lösen, so kann ich die Freiheit gewinnen, sie mit anderen zu teilen. Ich brauche sie ja nicht für mich selber. Vielleicht dienen sie anderen besser und mehr. Das Almosengeben kann mehr sein, als einzig das Teilen materieller Güter. Alle Liebe und Güte, die ich weiter schenke, kann ich als Almosen verstehen. Die Fastenzeit ist demnach eine Zeit, in der ich immer mehr versuche das zu tun, was der Liebe entspricht.
Wenn ich mir mehr Zeit nehme zum Beten, dann hat auch das mit Freiheit zu tun. Ich halte bewusst einen bestimmten Zeitraum offen, um vor Gott zu verweilen. In Freiheit setze ich meine Prioritäten und da steht die Gottesbeziehung ganz oben. Das erlebe ich durchaus als persönlichen Gewinn. Im Gebet finde ich zu einer neuen und intensiveren Ausrichtung auf Gott hin.
Das ist ja ein wesentlicher Impuls der Fastenzeit und des Rufes zur Umkehr: Umkehren heißt immer sich neu ausrichten auf Gott. Wer nach Gott ausschaut, kann am Nächsten und seiner Not nicht vorbeischauen. Es ist vermutlich gerade dieser Blick auf Gott, der meinem Fasten und meinem Almosen die richtige Qualität gibt. Ich tue es nicht im Blick auf mich und die Anerkennung durch andere, sondern aus der Haltung heraus, dass Gott da ist und mit seiner Gegenwart alles erfüllt und gut macht.
Tagesimpuls von P. Maria John