Jetzt in der Fastenzeit veröffentlichen wir auf dieser Homepage an jedem Tag einen Impuls. In diesem Wort „Impuls“ steckt die Bedeutung „Drang, Antrieb“. Ein Impuls ist demnach ein Text oder eine Darbietung, die bei den Hörern und Lesern etwas in Bewegung bringen möchte. Sie möchten sie anregen zum Denken, zum Handeln, zum Mitmachen.
Selten ist es wohl einem Prediger so beeindruckend gelungen, einem Menschen einen Impuls zu geben, wie am 20. Januar 1539 in einer Kirche der spanischen Stadt Granada. Dort hörte nämlich an diesem Tag ein Mann namens Johannes Duarte eine Predigt des heiligen Johannes von Avila. Er sprach über die Gnade und die Güte Jesu. Und das muss so umwerfend und beeindruckend für seinen Zuhörer Johannes Duarte gewesen sein, dass er völlig aus dem Häuschen gerät. Der Impuls, den ihm diese Predigt gibt, ist so stark, dass er glaubt, sofort handeln zu müssen. Er stürzt auf die Straßen der Stadt Granada und beginnt nun, schreiend durch die Gassen zu laufen und unerlässlich von der Barmherzigkeit Gottes zu „predigen“. Er zerreißt seine Kleider und verschenkt alle Bücher aus dem kleinen Buchladen, den er sich nach einem abenteuerlichen Leben aufgebaut hatte.
Diese übermäßige Begeisterung wird ihm allerdings zum Verhängnis. Er landet im königlichen Hospital der Stadt, wo die psychisch Kranken mit Fesseln und Peitschenhieben von ihrer „Besessenheit“ kuriert werden sollen. Von diesen brutalen Behandlungsmethoden ist der junge Mann erschüttert. Denn obwohl er sicher das normale Maß seiner Mitmenschen sprengte, war er nicht krank. Er empfand großes Mitleid mit seinen Mitpatienten und mit den vielen Armen, die gar nicht ins Hospital aufgenommen wurden, sondern im Schmutz bis zu ihrem Tode vor sich hinvegetierten.
Nachdem er als geheilt aus dem Hospital entlassen wird, sucht er den heiligen Johannes von Avila auf, der ihm nun rät, seine Begeisterung in Bahnen zu lenken, die sie für seine Mitmenschen nützlich und fruchtbar macht. Johannes Duarte macht sich sofort ans Werk und baut das erste Krankenhaus auf, in dem die Kranken wirklich gepflegt werden. So trennt er beispielsweise Bettler und Pilger von den Kranken. Frauen bekommen eine eigene Station ebenso die psychisch Kranken. Rührend sorgt er sich um die vielen Findelkinder, die ebenfalls mit eigenen Räumlichkeiten versorgt werden. Johannes kümmert sich um alles, um die mittellosen Kranken zu versorgen, zieht nachts durch die Straßen, um für seine Patienten Essen und Geld zu erbetteln.
Schon bald gewinnt er an Ansehen. Nun wird sein Leben zu einem Impuls für viele andere Männer, die sich ihm anschließen, nicht weil er sie gerufen oder geworben hätte, sondern weil sie von seiner Arbeit tief beeindruckt sind. So entsteht schließlich der Orden der Barmherzigen Brüder, der später nach ihrem Gründer benannt wird: dem heiligen Johannes Duarte, genannt Johannes von Gott, dessen Gedenktag die Kirche heute begeht. Es ist der Jahrestag seines Todes; denn nach dem vergeblichen Versuch einen Jungen aus den Fluten eines Flusses zu retten, starb Johannes am 8. März 1550, im Knien mit einem Kreuz in der Hand.
Bis heute geht die moderne Krankenpflege auf viele Impulse des heiligen Johannes von Gott zurück.
Sein Beispiel kann heute vielleicht auch für uns zu einem Impuls werden, wenn wir uns fragen, was uns eigentlich antreibt, was uns begeistert, wofür wir brennen. Es kann für uns zu einem Impuls werden, dass auch wir uns von der Liebe und der Barmherzigkeit Jesu antreiben und drängen lassen. So wie es der Apostel Paulus einst geschrieben hat: „Die Barmherzigkeit Christi drängt uns“ (vgl. 2 Korintherbrief 5, 14).
Impuls von Pastor Frank Weilke