„Zu der Apostel Zahl
Gesellt durch heil´ge Wahl:
Matthias, Gottes Zeuge.
Jetzt an des Höchsten Thron
hilfreicher Schutzpatron
zu uns dich niederbeuge!
Das ganze Land
hebt Herz und Hand
empor zu dir vertrauend.“
Das ganze Land, das hier in diesem Gebet mit Herz und Hand sich vertrauensvoll dem Apostel Matthias zuwendet, ist das deutsche Land. Denn die Deutschen sind mit diesem Apostel in besonderer Weise verbunden, befindet sich doch sein Grab in der uralten Bischofsstadt Trier, wo es in der Benediktinerabtei St. Matthias verehrt wird. Seit dem Mittelalter entstanden zahlreiche Matthiasbruderschaften, die sich zu jährlichen Wallfahrten aufmachten, um das einzige Apostelgrab nördlich der Alpen aufzusuchen.
Nur wenig ist über diesen Apostel Matthias bekannt. Wahrscheinlich hat er zum erweiterten Kreis der Jünger Jesu gehört, zu denen, die schon zu seinen Lebzeiten mit dem Herrn durch das Land gezogen sind, die seine Worte gehört und seine Taten gesehen haben.
In Erscheinung tritt Matthias aber erst nach den Ereignissen rund um den Tod und die Auferstehung Jesu. Da Judas Iskariot den Herrn für 30 Silberlinge ausgeliefert und den Kreis der Apostel verlassen hatte, wird er nach der Himmelfahrt Jesu ersetzt. Und Matthias wird durch einen Losentscheid in das Gremium der Apostel hineingewählt. Er ist also ein Nachrücker, der die Zwölfzahl wieder voll macht. So wird es möglich, dass mit dem Pfingstereignis die nun entstehende Kirche an die jüdische Tradition des Gottesvolkes aus 12 Stammvätern wieder anknüpfen kann.
Über sein weiteres Schicksal erfahren wir in der Bibel nichts. Legenden berichten über sein Martyrium. Und die Translatio seiner Relquien nach Europa hat die Kaiserinmutter Helena veranlasst. Später sind seine Gebeine dann nach Trier gelangt.
Was hat uns dieser Apostel, dessen Namenstag wir heute begehen, zu sagen? Was verbindet sein Leben und Wirken mit uns in dieser österlichen Bußzeit des Jahres 2021?
Matthias ist nicht einfach nur ein Nachrücker für einen ausgefallenen Apostel. Er bildet durch seine Glaubenstreue und durch seine Christusverbundenheit ein Gegengewicht zu Judas Iskariot, der den Glauben verloren, den Herrn verraten und an seine Henker ausgeliefert hat. Wenn man so will, gleicht die Treue des Matthias die Untreue und den Verrat des Judas Iskariot aus. Und wenn man sehr kühn denkt, dann könnte man vielleicht sogar sagen, dass Matthias den Schaden, der durch den Verrat des Judas entstanden ist, wieder ausgeglichen hat. Am Beispiel des Matthias sehen wir, dass uns die Schuld und das Versagen eines anderen Menschen etwas angehen können. Und dass wir manchmal sogar die Schuld des anderen durch unsere Treue und unser Einspringen für den anderen wieder gut machen können.
So aber geht Gottes Heilsplan auf, auch wenn Menschen ihn verraten. Gott bleibt seinen guten Absichten treu, auch wenn die bösen menschlichen Absichten zu Untreue und Leid führen.
Lasst uns beten:
Matthias, Apostel der Treue, man hat dir Jesu Worte in die Hand gegeben: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.“ Du hast diese Worte treu erfüllt. Zu dir rufen wir: Heiliger Matthias, bitte für uns! Amen.
Tagesimpuls von Pastor Frank Weilke