Predigt vom 7. Februar

Predigt von Pastor Frank Weilke

Am heutigen Sonntag, 7. Februar 2021, war der nächste Live-Gottesdienst ab 10 Uhr aus der St. Antonius-Kirche in Langenberg-Benteler geplant. Aufgrund der starken Schneefälle muss der Stream leider entfallen. Die nächste Übertragung erfolgt am 14. Februar (10 Uhr) aus Wadersloh. An dieser Stelle veröffentlichen wir das Evangelium und die Predigt des Gottesdienstes für den 7. Februar.

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus

In jener Zeit ging Jesus zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen mit Jesus über sie, und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr, und sie sorgte für sie.

Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt, und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu reden, denn sie wussten, wer er war.

In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich!

Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen.

Und er zog durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus.

(Markusevangelium, Kapitel 1, Verse 29-39)

 

Die Prioritäten Jesu: Predigt zum 5. Sonntag im Jahreskreis B

von Pastor Frank Weilke

Liebe Schwestern und Brüder!

„Bleiben Sie gesund!“ Fast wie ein Mantra hört man diesen Wunsch heute überall in unserem Land und auf der ganzen Welt. Die Gesundheit ist die Hauptsache. Um sie dreht sich das ganze Leben. In diesen Monaten der Pandemie gilt das aber nicht nur für die Kranken, sondern auch für alle diejenigen, die noch gesund sind. Das ist das Ungewöhnliche an unserer jetzigen Situation. Die Pandemie macht uns bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, gesund zu sein und gesund zu bleiben. Der Wunsch, die Gesundheit zu bewahren und am Leben zu bleiben, steckt in uns allen ganz tief drin. Die Angst vor Krankheit und Tod auch.

Wo Kranke gesund werden, da kommt Hoffnung und Freude auf. Und wer Kranke heilen und gesund machen kann, der braucht eines sicher nicht zu fürchten: dass er allzu viel Ruhe bekommt. Wo Menschen gesund werden können, da strömen von überall her die Kranken und Leidenden zusammen. Das berichtet uns der Evangelist Markus, wenn er uns im heutigen Evangelium einen Arbeitstag im Leben Jesu beschreibt. Die ganze Stadt strömt da vor der Tür des Hauses zusammen, in dem Jesus Sprechstunde hält. Und die Leute kommen einfach ohne Terminabsprache zu ihm. Vielleicht ist es da in Kafarnaum ungefähr so chaotisch zugegangen, wie bei der Vergabe der Impftermine für die älteren Menschen in der vergangenen Woche. Alle versuchen auf einmal durchzukommen, um sich eine Behandlung beim großen und erfolgreichen Heiler Jesus zu sichern. Wer kann es den Menschen verdenken? Jesus ist wahrscheinlich für die meisten der armen Menschen damals die einzige Chance auf eine Gesundwerdung.

Über einen Mangel an Zuspruch braucht sich Jesus nicht zu beklagen. Und überall dort, wo heute noch Heilungen geschehen, ist das ebenso. Große Pilgerströme zu den Wallfahrtsorten zeigen es uns. Bis in die Nacht hinein muss sich Jesus in Kafarnaum um immer neue Patientinnen und Patienten kümmern, die er nicht nur von ihren körperlichen Leiden heilt, sondern auch von seelischen Belastungen erlöst. Jesus ist im besten Sinne des Wortes Allgemeinmediziner, wenn man das so sagen will.

Nun aber geschieht in diesem Evangelium etwas Bemerkenswertes. Das Bemerkenswerte ist dabei nicht, dass Jesus sich irgendwann zurückzieht, die „Praxis“ zu macht und mal eine Pause einlegt. Jesus ist zwar der Sohn Gottes, der in Vollmacht heilt, aber er ist eben auch ein Mensch, der sich irgendwann auch erholen muss, um neue Kräfte zu sammeln. Dass dabei das Gebet für ihn die entscheidende Kraftquelle ist, das sollte alle gläubigen Menschen durchaus ermutigen, auch selbst immer wieder Kraft und Stärkung im Gebet zu suchen.

Das eigentlich Ungewöhnliche und Bemerkenswerte ist aber die Entscheidung, die Jesus am Ende unseres heutigen Evangeliums trifft. Nachdem er eine Nacht im Gebet verbracht hat, sind ihm offensichtlich die Prioritäten seines Auftrags, seiner Sendung ganz klar geworden. Und tatsächlich schließt Jesus daraufhin seine vielversprechende und gut gehende „Praxis“ in Kafarnaum.

Das aber ist erstaunlich, finden Sie nicht?

Wenn man so viel Erfolg hat und so vielen Menschen helfen kann, wie es Jesus getan hat, dann einfach aufzuhören und fortzugehen, das bedarf eigentlich einer Erklärung. In unserer empörungsfreudigen Gesellschaft hätte es wohl einen Tumult gegeben, wenn einige kranke Patienten, die auf Heilung warten, gar nicht mehr an die Reihe kommen und nicht behandelt werden. Juristen würden eventuell sogar von unterlassener Hilfeleistung sprechen. Und Journalisten würden vielleicht fragen, was sich dieser Heiler da erlaubt, der die Erwartungen vieler Hilfesuchenden einfach enttäuscht.

Jesus aber wird das Heilen nicht aufgeben. Er wird weiterhin durch das Land ziehen und Kranke heilen und Dämonen austreiben. Wichtiger aber ist ihm noch etwas anderes: An erster Stelle steht für ihn die Verkündigung des Evangeliums. Alle sollen dieses Evangelium hören. Das ist das Entscheidende. Darauf kommt es Jesus wirklich an.

Wir sehen es heute wahrscheinlich eher anders: Für uns zählen Taten mehr als Worte. Für uns ist der Arzt wichtiger als der Prediger. Für uns steht die Gesundheit an oberster Stelle und dann kommt lange nichts. Aber so viel anders ticken wir dabei auch nicht als die Zeitgenossen Jesu, glauben Sie es nur!

Jesus aber geht es nicht nur darum, den Körper des Menschen gesund zu machen und seine Seele von Belastungen zu befreien. Jesus möchte das ganze Leben des Menschen heil machen, heiligen. Und das Leben des Menschen kann nur heil werden, wenn das Wort des Evangeliums verkündet wird und bei den Menschen Gehör findet. Später als Jesus zunehmend isoliert ist und sich viele Menschen von ihm abwenden, fragt er seine Apostel, ob auch sie gehen wollen. Simon Petrus gibt darauf zur Antwort: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens!“

Das Wort Jesu schenkt nicht nur eine vorübergehende körperliche oder seelische Heilung. Das Wort Jesu schenkt ewiges Leben, das nicht mehr vergeht. Wer auf das Wort Jesu hört und danach lebt, der baut sein Lebenshaus nicht auf Sand, sondern auf Fels. Sein Leben gelingt, weil es auch vor Gott Bestand hat.

Wäre Jesus nur bei Heilungen und Dämonenaustreibungen geblieben, würden wir heute wohl nicht mehr viel von ihm wissen. Weil er aber durch sein Wort das Evangelium verkündet hat, darum hat er das Leben unzähliger Menschen geheilt auf einer ganz eigenen Ebene. Denn selbst wenn der Körper krank bleibt und selbst wenn die Seele ihre Belastungen behält, kann das Wort des Evangeliums dem Leben des Menschen dennoch Sinn und Heil schenken.

Wer auf das Wort Jesu hört, dessen Leben wird sich verändern und eine neue Richtung nehmen. Viele Menschen haben das erlebt, und einige Worte des Evangeliums sind besonders wirkmächtig geworden.

So inspirierte etwa das Wort Jesu an den reichen Jüngling: „Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld den Armen, so wirst du einen bleibenden Schatz im Himmel haben, dann komm und folge mir nach!“ den heiligen Antonius, den Patron dieser Kirche, dazu, in die Wüste zu ziehen, um Gott in der Einsamkeit, in seiner Seele zu suchen. Ebenso inspirierte dieses Wort Jesu den heiligen Franz von Assisi zu seinem Leben in Armut, das heute noch von den Franziskanern fortgesetzt wird.

Wie viele Menschen inspirierte das Wort Jesu: „Was ihr einem der Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan!“ dazu, ihr Leben in den Dienst der Armen und der Benachteiligten zu stellen? Zahlreiche Beispiele ließen sich nennen.

Und auch die Zusage Jesu, dass der Geist Gottes uns eingeben wird, was wir vor den Gerichten der Welt sagen sollen, hat vielen verfolgten Christen Kraft und sogar den Mut zum Martyrium verliehen.

Man könnte sicher noch viele weitere Beispiele ergänzen, wie das Wort Gottes das Leben von Menschen inspiriert und für immer verändert.

Die körperlichen Heilungen und die seelischen Befreiungen unterstreichen und beglaubigen letztlich das Wort, das Jesus verkündet. Und dieses Wort dürfen auch wir hören, beherzigen und weitergeben. Amen.

Predigt von Pastor Frank Weilke