Die Berufung zu einem Leben im Kloster ist keine leichte Entscheidung. Benno Bonder aus Diestedde brauchte knapp drei Jahre, bis er zu der Entscheidung kam, dass dieser Lebensweg der richtige für ihn ist. Ab Mitte Oktober tritt er als Kandidat zum Mönch ins Benediktiner Kloster Einsiedeln ein.
Morgengebet, Lesung, Wäsche, Frühstück, Konventmesse, Mittagsgebet, Mittagessen, Abendgebet, das Salve Regina, Abendessen, Nachtgebet, Stillschweigen – Das Leben in einem Orden ist etwas Besonderes und das Tag für Tag. Benno Bonder ist mit seinen 30 Lebensjahren eigentlich schon ein Spätberufener, wenn er Mitte Oktober als Bewerber in das Kloster Einsiedeln in der Schweiz eintritt und das Ziel verfolgt, hier als Benediktinermönch ein Leben der Gottsuche zu führen. Der Wunsch an ein Leben, in dem auch Verzicht, vorrangig aber das Leben für Gott in einer Gemeinschaft steht, war immer groß für Benno Bonder. Elf Jahre lang lebte er in Portugal und arbeitete als Empfangsleiter in Hotels. Ein Job, der vor allem Kommunikation mit Menschen erfordert. Der Kontrast zu dem Leben als Mönch könnte scheinbar nicht größer sein. Doch es ist eine bewusste Herzensentscheidung, die der junge Mann aus Diestedde für sich getroffen hat.
Nach der Rückkehr aus Portugal vor drei Jahren hat der ehemalige Hotelfachmann seinen Weg gefunden. Der letzte Job im Kolpinghotel Soest, einem Ausbildungs- und Integrationshotel, hat den Entschluss für den Weg ins Kloster weiter bekräftigt. Auch der Aufenthalt in den Klöstern Niederalltaich (Bayern), der Benediktinerabtei Gerleve (Billerbeck) und Meschede zeigten dem Mönchsanwärter, dass das Leben in einer Ordensgemeinschaft die Lebensberufung ist. „Als Familienmensch bin ich mit fünf Geschwistern groß geworden, daher bin ich das Leben in größeren Gemeinschaften gewohnt. Es ist für mich ein großer Schritt und ich habe lange überlegt. Die Entscheidung für Einsiedeln, dem größten Pilgerort der Schweiz, ist eine Entscheidung für ein lebenslanges Leben als Benediktiner an diesem Ort. Ich habe in meinem jungen Leben schon viel gesehen und bin viel gereist. Nun ist es an der Zeit, anzukommen“, sagt der Diestedder.
„Ora et labora et lege“ oder „Bete und arbeite und lies“ wird künftig den Alltag von Benno Bonder prägen. Das Klostermotto ist bis heute gültig und sieht einen bestimmten Tagesablauf vor, der vor allem Arbeit und Gottesdienst in den Mittelpunkt stellt. In Einsiedeln leben 50 Mitbrüder. Der Ort gilt als größter Marienwallfahrtort der Schweiz – etwas, das Benno Besonders freut, da die Marien Verehrung ihm ganz besonders am Herzen liegt. Außerdem war der Ruf seines Namenspatron ausschlaggebend, der Hl. Benno von Einsiedeln. Eine Art Vorhersehung? „Ja, das könnte schon sein, dass meine Mutter und mein Patenonkel eine Ahnung hatten“, lacht der angehende Benediktiner. 10 Monate lang gilt er ab Mitte Oktober als Kandidat, danach schließt sich ein Novizenjahr an. Wenn die Gemeinschaft sich für die Aufnahme entscheidet folgen drei weitere Jahre im Kloster. Nach dieser Zeit kann dann die ewige Profess auf Lebenszeit abgelegt werden. „Ursprünglich hatte ich auch in Erwägung gezogen, Priester zu werden. Nun aber denke ich, habe ich als Mönch ein erfüllendes Leben vor mir.“ Bis es so weit ist, steht noch viel auf dem Plan. Als Helfer bei der Apfelernte bei der Familie, Pilgerreisen und der Besuch von Freunden stehen noch auf dem Zeitplan. „So ist es Gottes Wille. Ich freue mich sehr auf den Lebensabschnitt und vor allem, dass meine Familie bei meiner Entscheidung hinter mir steht“, sagt der 30-Jährige.