„Hallo, Leute! Es sind Ferien! Alle machen blau, von Flensburg bis nach Oberammergau!“ Mit diesen Liedzeilen begann in meiner Kindheit das Ferienprogramm im Fernsehen. Normalerweise beginnt heute die Hauptreisezeit des Jahres. In diesem Jahr werden viele Familien vielleicht aber eher Urlaub auf Balkonien oder irgendwo in Deutschland machen. Und in unserer Region werden durch den erneuten Lockdown manche Urlaubspläne wohl auch ins Wasser fallen.
Was kann man also tun, damit einem das Corona-Virus nicht auch noch die schönsten Wochen im Jahr vermiest?
Ein Vorschlag ist ganz einfach: Machen wir trotzdem Ferien, auch wenn in diesem Jahr vielleicht kein Urlaub drin sitzt.
Die meisten Lieblingsbeschäftigungen, mit denen wir die Ferienzeit ausfüllen, sind tatsächlich unabhängig vom Ort, an dem wir uns befinden: lange ausschlafen, ausgiebig und gut frühstücken, mal zur Ruhe kommen, Musik hören, schwimmen gehen (zur Not im Planschbecken im Garten), sich fit halten, gute Gespräche mit netten Menschen führen (geht auch am Telefon), in der Natur unterwegs sein, gutes Essen genießen und etwas Neues entdecken, das alles und noch einiges mehr geht tatsächlich überall.
Jedenfalls wenn man Ferien macht. Der Begriff „Ferien“ stammt bekanntlich aus dem Lateinischen und hat etwas mit Fest und Feiern zu tun. Wer Ferien macht, der hat also Zeit zum Feiern. Er hat freie Zeit, und das ist ein Fest für den Menschen. Ferien sind darum so etwas wie ein langer Sonntag, jedenfalls so, wie die Bibel den Tag des Herrn ursprünglich verstanden hat. Sie sind ein Fest der freien Zeit.
Wer dagegen in Urlaub fährt, der hat lediglich die Erlaubnis eines höherstehenden Vorgesetzten, sich zeitweilig vom Dienst zu entfernen. Die Grundbedeutung von „Urlaub“ ist nämlich „Erlaubnis“. Und so besehen ist es eigentlich schöner, Ferien zu machen als in Urlaub zu fahren. Und wenn man schon in Urlaub fährt, dann sollte man daraus Ferien machen, damit Geist und Seele wirklich frei werden von Arbeit und Dienst. Frei für etwas, das wir feiern können. Feiern brauchen keinen großen Aufwand und keinen besonderen Anlass. Es braucht nur die richtige Stimmung und die nötige Gelöstheit.
Feiern kann man zum Beispiel die Liebe der Familie, die im Alltag manchmal zur Selbstverständlichkeit verkümmert oder in den letzten Wochen durch die Corona-Folgen auch arg unter Belastung gestanden hat. Jetzt wäre Zeit für Wertschätzung.
Feiern kann man auch die Schönheit der Natur, die uns trotz vieler menschlicher Eingriffe dennoch faszinieren kann. Allein wenn man beispielsweise bedenkt, dass in einem Kilogramm Erde mehr Lebewesen existieren als es Menschen auf dem Planeten gibt. Nämlich mehr als acht Milliarden.
Feiern kann man im Sommer aber auch die Nacht, die wir sonst verschlafen oder zum Tag machen. Jetzt kann man sich die Zeit nehmen, die Schönheit der Nacht einmal zu würdigen und sie zu genießen. In den Ferien kann man sich das ja erlauben. Den Wecker brauchen wir jetzt nicht zu stellen.
Und vielleicht finden wir dann auch, was Matthias Claudius einst besungen hat:
„Wie ist die Welt so stille, und in der Dämmrung Hülle so traulich und so hold,
als eine stille Kammer, wo ihr des Tages Jammer verschlafen und vergessen sollt.“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen, dass Sie sich nicht unterkriegen lassen durch die äußeren Umstände, sondern sich Zeit zum Feiern nehmen können. Eine gute Ferienzeit!
Impuls von Pastor Frank Weilke