In der katholischen Kirche gibt es für so gut wie jeden Berufsstand und für alle Anliegen und Nöte einen entsprechenden Patron oder eine Patronin, die sozusagen die Zuständigkeit besitzt. Die Gründe, warum nun ein bestimmter Heiliger ausgerechnet dieses spezielle Patrozinium inne hat, haben in der Regel mit der Vita, mit der Biographie der heiligen Person zu tun. Patrone bestimmter Berufsgruppen sind beispielsweise meistens ehemalige Kollegen, wie etwa der heilige Josef, der für die Zimmerleute zuständig ist.
Und so wundert es nicht, dass es auch einen Patron für die Vergesslichen gibt. Bei diesem Patron der Vergesslichen handelt es sich nun nicht um den „heiligen Dingsbums“ oder den „heiligen Dingenskirchen“, wie einige Scherzbolde behaupten, sondern tatsächlich um einen der bedeutendsten und beliebtesten Heiligen der Kirche. Heute begehen wir seinen Namenstag.
Wie aber wurde der heilige Antonius von Padua zum Patron für die Vergesslichen oder genauer gesagt zum Fürsprecher der Menschen, die etwas verloren haben und wiederfinden wollen?
Auch dazu gibt es eine Geschichte aus dem Leben des Heiligen, der 1195 in Portugal zur Welt kam. Er wurde Priester bei den Augustinern, wechselte aber zu den Franziskanern, als er Zeuge der Bestattung von fünf Franziskanern wurde, die in Marokko als Märtyrer des Glaubens gestorben waren. Später verschlug es ihn als Bußprediger und Franziskanermönch nach Oberitalien, wo er wahre Massen von Menschen anzog und die Leute mit seinen Predigten zutiefst bewegte und begeisterte, bevor er 1231 ganz entkräftet starb und im Dom von Padua seine letzte Ruhe fand.
Es wird nun erzählt, dass ein Dieb eines Tages dem heiligen Antonius das Stundenbuch geklaut hat. Daraufhin aber habe der Dieb in den kommenden Nächten so entsetzliche Alpträume und Erscheinungen bekommen, dass er dem Bestohlenen das Stundenbuch schon bald freiwillig zurückgebracht hat. Und so wie das verlorene Buch zum heiligen Antonius zurückgekehrt ist, so sollen auf seine Fürsprache eben auch andere verloren gegangene Dinge wieder auftauchen, die einem vergesslichen Menschen leicht abhanden kommen können.
Wer es einmal selbst ausprobieren möchte, kann folgendes Gebet sprechen: „Heiliger Antonius, du kreuzbraver Mann, führ mich dahin, wo ….. (hier den gesuchten Gegenstand einfügen, z. B. Schlüssel, Personalausweis etc.) sein kann!“
Jetzt könnten einige Skeptiker natürlich sagen, dass sei doch alles Aberglaube und aufgeklärten Christen nicht würdig. Denen möchte ich entgegnen: Es kommt darauf an, ob es wirkt. Und dazu möchte ich jetzt noch eine kleine Geschichte hinzufügen:
Vor einigen Jahren habe ich einen Film gesehen, in dem eine Single-Wallfahrt zum heiligen Antonius nach Padua dokumentiert wurde. Anstatt zu „parshippen“ oder bei „Elite-Partner“ nach einem Mann oder einer Frau fürs Leben zu suchen, machte sich hier im Film eine große Schar alleinstehender Menschen auf den Weg nach Padua mit der Bitte, dass sie einen guten Ehepartner finden möchten. Wem also das Liebesglück abhanden gekommen ist, der setzte hier seine Hoffnung darauf, es durch die Fürsprache des heiligen Antonius wiederzuerlangen. Und obwohl alle Singles nicht unbedingt streng gläubig waren und manche diese Wallfahrt doch auch als eine schöne Abwechslung sahen, wird in dem Film gezeigt, dass eine Single-Dame nach der Wallfahrt tatsächlich das große Liebesglück gefunden hat. Und das Glück strahlte ihr aus den Augen, als sie von ihren Hochzeitsplänen mit ihrem Liebsten, den sie nun endlich gefunden hatte, berichtete. Und jetzt raten Sie mal, wie dieser Herzensbube der Wallfahrerin hieß? Natürlich: Anton! Und wenn Sie mich fragen: Das ist kein Zufall.
Geistlicher Impuls von Pfarrer Frank Weilke