„Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.“ (Mk. 12, 29b-30)
Es ist das erste und wichtigste Gebot, an das wir im Evangelium am heutigen Tag erinnert werden. Ohne dieses Gebot brauchen wir uns nicht als Christen zu bezeichnen. Es macht unseren Glauben aus und fordert uns dazu heraus, unsere Liebe zu Gott auch an unsere Mitmenschen weiterzugeben.
Was bedeutet es nun, verliebt zu sein? Die erste, junge oder ganz frische Liebe zaubert uns Schmetterlinge in den Bauch. Wir können an nichts anderes mehr denken, sind begeistert von dem Menschen, den wir lieben. So ging es auch den Jüngern damals, als sie vom Heiligen Geist erfüllt waren. Sie waren im wahrsten Sinn des Wortes be-geistert und konnten nicht anders, als dieses Gefühl mit allen Menschen zu teilen.
Die ersten, überbordenden Gefühle nehmen jedoch mit der Zeit ab. Aus den ersten Begeisterungsstürmen wird vielleicht ein zarter Lufthauch. Aber es bleibt das Gefühl, dass da jemand ist, der in einer einzigartigen Weise mit mir verbunden ist. Diese Liebe bleibt nicht selbstverständlich. Ich bemühe mich um sie und investiere Zeit und Energie, damit sie hält.
Das gilt nicht nur für die Liebe zu einem Menschen, sondern auch für die Liebe zu Gott. Das bedeutet aber nicht, dass ich mich in Verpflichtungen und Aktionen verlieren muss, um die Liebe aktiv zu halten. Vielmehr braucht es auch Zeiten der Stille und Ruhe, um meine Beziehung zu Gott zu festigen.
Viele Menschen finden diese Ruhe, an ihrem Lieblingsort inmitten der Natur, wenn sie allein in einer leeren Kirche sitzen oder an einem anderen ihnen vertrauten Ort. Dort scheint es fast so, dass die Zeit stehenbleibt und es keine Ansprüche oder Verpflichtungen gibt. Vielleicht fällt dann die Begegnung mit Gott im Innersten leichter und ich kann die Liebe zu Gott, die ja schon immer in mir ist, wieder deutlicher spüren. Dann kann diese Liebe zu einer unendlichen Energiequelle für mein Leben werden.
Impuls von Elke Wibbeke, Pastoralreferentin