Wir nähern uns in diesen Tagen dem Pfingstfest. Umfragen zufolge wissen mit Pfingsten nur noch wenige Menschen in Deutschland mit diesem Fest etwas anzufangen. Was wird da noch mal gefeiert? Die Antwort vieler darauf ist: Schweigen im Walde.
Pfingsten feiern wir den Heiligen Geist – wieder etwas, was nur schwer zu greifen und zu verstehen ist. Im biblischen Urtext steht für das deutsche Wort Geist „ruach“ (Hebräisch) im Alten Testament sowie „pneuma“ (Griechisch) im Neuen Testament. Beide lassen sich mit Hauch, Luft oder Wind übersetzen. Ein Wind, der die Welt kräftig durchpustet und aufwirbelt, könnte man also sagen. Wenn wir ihn denn reinlassen!
In Zeiten der Coronapandemie bleiben wir viel zuhause, was ja auch vernünftig ist. Das heißt aber nicht, dass wir nicht die Türen und Fenster weit öffnen können, um etwas von außen an uns herankommen zu lassen. Und das nicht nur im eigentlichen Sinne, sondern auch bildlich gesprochen: Öffnen wir uns für das Außen, für das Leben über unseren Tellerrand hinaus! Wo bin ich gefragt, meine Meinung, mein Handeln als Christ oder Christin? Wo werde ich gebraucht, meine Menschenfreundlichkeit, mein Zuspruch?
Der Wind des Heiligen Geistes ist aber nicht nur ein Mahner und Aufrüttler, er ist auch ein Mutmacher. Um im Bild zu bleiben: Der Heilige Geist stärkt uns mit Rückenwind. Er macht Mut, er gibt Kraft, er verleiht Flügel. Alles Dinge, die wir in dieser immer noch ungewöhnlichen Zeit gut gebrauchen können, wenn der Mut in Angst und die Kraft in Schwachheit übergegangen sind und den Flügeln der Wind fehlt, der sie trägt.
Diese Tage vor Pfingsten können wir nutzen, uns selbst einmal zu fragen: Wo brauche ich Mut und Kraft? Wo sollte ich mich mal wieder aufrütteln lassen? Früher wurden oft Pfingstnovenen gebetet. Neun Tage vor Pfingsten haben die Menschen so um das Kommen des Heiligen Geistes gebetet. Das ist etwas aus der Mode gekommen. Aber warum sollten wir heute nicht mehr bitten: Heiliger Geist, ich brauche dich, jetzt und hier, für mein Leben und für mein Tun, für mich und für andere. Also bitte – komm auch zu mir!
von Anne Gravendyk, Pastoralreferentin
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