„Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben.“ (EG Nr.504) – So schrieb vor über 350 Jahren einer der bekanntesten Dichter von Kirchenliedern: Paul Gerhardt, dessen Gedenktag wir heute begehen.
Geboren im Jahre 1607 erlebte er den gesamten 30-jährigen Krieg mit. Er kam als Kind bereits in ein Waisenhaus, da er beide Eltern verloren hatte und musste später die völlige Zerstörung seines Geburtsortes Gräfenheinichen bei Wittenberg erleben. Trotz dieser schlimmen Erfahrungen wurde er neben Martin Luther und Philipp Nicolai zum bekanntesten und beliebtesten Dichter deutscher Kirchenlieder und ist mit vielen seiner Werke auch im katholischen Gebet- und Gesangbuch, dem „Gotteslob“, vertreten und damit heute tatsächlich ein Vorbild der Ökumene.
Gerade in den momentan für viele so schweren Coronazeiten können seine Texte, die von großem Gottvertrauen und Zuversicht handeln, Zeugnis ablegen und für uns Fundgrube und Stütze sein. Dabei spielen Bewunderung der Schöpfung und Verantwortung gegenüber den Nächsten eine ganz wesentliche Rolle.
In dieser Vorbereitungszeit auf Pfingsten möge uns besonders die 14. Strophe des oben zitierten Liedes bewegen, wo es heißt:“…mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd‘ ein guter Baum und lass mich Wurzeln treiben…“
Wenn heute selbst ranghohe Kirchenvertreter auf Verschwörungstheoretiker hereinfallen und antidemokratischen Rattenfängern mehr Glauben schenken als Wissenschaftlern und Medizinern, ist es wohl umso wichtiger einem Mann mit der Lebenserfahrung eines Paul Gerhard zuzuhören und in seine Texte einzustimmen.
Dabei scheint mir die Strophe aus dem Lied „Nun danket all und bringet Ehr…“ (EG Nr.322 und GL Nr.403) besonders hilfreich zu sein, in der es heißt: “Er gebe uns ein fröhlich Herz, erfrische Geist und Sinn und werf‘ all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz ins Meeres Tiefen hin!“
von Michael Fleiter, Diakon