Jesus wird vor den Augen der Jünger emporgehoben. „Weg ist er“, würden wir salopp sagen. Aus. Vorbei. Ende. – Wüssten wir es nicht besser!
Dass der auferstandene Jesus diese Welt verlässt, sich von ihr löst, das ist kein Ende. Es ist einer der guten Anfänge unserer Kirchengeschichte: Jesus geht fort, um als Christus für immer bei den Menschen zu sein.
Aber ein Anfang, ohne dass man wüsste, wovon, ist eine leere Information.
Die ersten Jüngerinnen und Jünger sind in einer ähnlichen Lage. Sie nehmen wahr, dass Jesu Tod am Kreuz kein Ende war, dass er lebt. Sie erfahren, dass er ihnen weiterhin begegnet und sie begleitet. Mit dieser Erfahrung können sie das vermeintliche Ende – schon das zweite nach seinem Tod – als einen Anfang deuten: Es ist nicht entscheidend, dass Jesus weggeht. Entscheidend ist, dass sie sich vorstellen können: Er ist noch bei uns.
Ihr Fragen verbinden sich jetzt mit dem Auftrag der himmlischen Boten, die ihnen gleich Beine machen: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?
Sie werden das Signal aufgreifen, weitergehen, zusammenbleiben, einmütig beten. Sie schauen gemeinsam betend auf die leere Stelle, die Jesus Christus hinterlassen hat.
Wenn wir auf uns als Gemeinde, als Kirche schauen, so tüfteln wir auch an so einer leeren Stelle herum. Wir fragen uns nach der Art und Weise, wie die Kirche heute Zeugnis von Christus geben soll. Ein Neuanfang ist nötig, darin sind sich viele einig.
Manche meinen diese Situation schnell überwinden zu sollen. Jedes Mal, wenn es heißt: „Ich weiß, dass Christus …“, oder: „Die Wahrheit über Jesus ist doch …“, dann ist das nur auf den ersten Blick, nur vermeintlich ein richtiges Signal. Dann sollten wir hellhörig sein.
Wir können dagegen versuchen, miteinander auszuhalten, wie die Jünger, und gemeinsam, wie die Jünger, zu beten – besonders in den zehn Tagen bis Pfingsten, und von da aus einander und der Welt zu bezeugen, was wir glauben.
Es steht nämlich nichts davon da, dass die Jünger sich gegenseitig etwas erklären oder zu überzeugen suchen, wie dieser Anfang zu deuten ist. Wir müssen darauf verzichten, um jeden Preis Recht haben zu wollen.
Danken wir Gott für diesen Anfang und beten wir gemeinsam, dass sein Heiliger Geist uns die Kraft gibt, uns für den Geist Jesu Christi offenzuhalten und danach zu handeln.
Impuls von Diakon Michael Fleiter