In den letzten Wochen ist eine Veränderung in der Gesellschaft zu spüren. Menschen gehen auf die Straßen und demonstrieren gegen die Maßnahmen, die zum Schutz vor der Infektion mit dem Corona-Virus aufgestellt worden sind. Einige sehen bei diesen Maßnahmen die Demokratie in Gefahr, aber vor allen Dingen die Einschränkung ihrer eigenen Freiheit. Plakate mit der Aufschrift: „Wir wollen unser Leben zurück!“ machen deutlich, dass es nicht um das Leben und den Schutz in Gemeinschaft geht, sondern um eigene Interessen auszuleben. Die Solidarität der Wochen vorher und das Mit- und Füreinander schwindet mit jeder Woche, die wir die Einschränkungen erleben.
Paulus war ein Verfechter der Freiheit. In vielen seiner Schriften nimmt er Stellung zur Freiheit, eine Freiheit, die uns durch Christus geschenkt worden ist. Der Glaube an Christus schenkt uns eine große Freiheit, die uns von den Abhängigkeiten unserer jeweiligen Gesellschaften und ihrer Regeln und Normen macht. Aber seine Freiheit spricht nicht davon, sich gegen diese gesellschaftlichen Regeln zu stellen, sondern die eigene innere Freiheit zu finden, auf den Glauben an Christus, den Erlöser berufend.
So schreibt er im Galaterbrief 5, 13 + 14:
„Denn ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder und Schwestern. Nur nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe! 14 Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort erfüllt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“
Einander in Liebe zu dienen bedeutet doch in diesen Tagen, besonders auf die zu achten, die mehr Schutz brauchen. Und in dieser Freiheit müssen wir auch eigene Einschränkungen in Kauf nehmen. Die Freiheit, die Christus uns schenkt, ist doch die, dass wir nicht mehr nur auf uns selbst schauen sollen und nur den Blick auf eigene Befriedigungen richten sollen. Wir sind doch schon frei durch seine Botschaft des Lebens und der Botschaft, dass uns nichts von der Liebe Gottes trennen kann, außer wir wenden uns von seiner Liebe selbst ab.
Folgendes Gebet zur Freiheit kann uns in diesen Tagen helfen, wenn wir selbst spüren, dass die derzeitigen Einschränkungen uns belasten und wir am liebsten ausbrechen möchten:
Ich möchte frei sein
vom Zwang, immer an mich selbst zu denken;
von der Angst, gegen den Strom zu schwimmen;
von der Einbildung, dass ich immer alles richtig mache;
von dem Wunsch, stets den leichten Weg zu wählen;
aber auch vom Verlangen, stets der Erste zu sein.
Hilf mir dazu, Gott.
Geistlicher Impuls von Pastoralreferentin Karin Schmeing