Brücken gibt es viele, große und kleine, und zumindest welche von der kleineren Sorte über Gräben und Flüsschen, wie es sie auch bei uns gibt, überqueren wir häufig. An größeren Brücken stößt man manchmal auf eine Heiligenfigur. Sie zeigt Johannes Nepomuk, den Brückenheiligen, dessen Gedenktag heute begangen wird.
Nach der Legende, die zur späteren Heiligsprechung des Johannes Nepomuk führte, hatte er einen Streit mit dem König Wenzel. Er weigerte sich, das Beichtgeheimnis zu brechen und wollte dem König nicht preisgeben, was dessen der Untreue verdächtigte Frau ihm anvertraut hatte. Deshalb habe Wenzel ihn foltern und anschließend von der Prager Karlsbrücke ins Wasser stürzen lassen. Das ist der Grund, weshalb Johannes Nepomuk an vielen Brücken zu finden ist und mit seiner Anwesenheit dafür sorgen soll, dass die Menschen diese Brücke heil übertreten können.
In unserem menschlichen Zusammenleben brauchen wir auch Brücken zueinander. Brücken, um eine Kluft nach einem Streit zu überwinden. Brücken, um Misstrauen und Zweifel aneinander aus dem Weg zu räumen. Brücken, die aus fremden Freunde werden lassen. Solche menschlichen Brücken zu bauen ist nicht immer leicht. Der Abgrund, den es zu überwinden gilt, kann bisweilen sehr tief sein.
Vielleicht kann der heutige Gedenktag des Heiligen Johannes Nepomuk ja ein Anlass zum Nachdenken sein, an welchen Brücken ICH bauen könnte.
Ein schon etwas in die Jahre gekommenes neues geistliches Lied geht folgendermaßen:
„Überall auf der ganzen Welt gibt es viele Barrieren,
Flüsse, Ströme und Meere halten Menschen getrennt.
Von weither schauen wir uns gegenseitig an,
doch keiner kennt den anderen,
nichts als Neid und Misstrauen spricht aus den Augen.
Warum denn bauen wir nicht Brücken zueinander,
warum denn bauen wir nicht Brücken, damit wir uns begegnen?
Warum denn bauen wir nicht Brücken?“
Und noch ein Lied, das gleichzeitig ein kleines Gebet ist, erzählt uns von Brücken:
„Herr, gib mir Mut zum Brückenbauen, gib mir den Mut zum ersten Schritt.
Lass mich auf deine Brücken trauen, und wo ich gehe, geht du mit!“
von Anne Gravendyk, Pastoralreferentin