Vor den Kirchentüren unserer Pfarrei, die tagsüber geöffnet sind, haben Sie vielleicht in den letzten Tagen bunt bemalte Steine wahrgenommen. Diese Steine sind der Anfang einer „Warteschlange“, die auf die Zeit hinweist, die unsere Kommunionkinder in diesem Jahr auf ihr Fest warten müssen.
Warteschlangen kennen wir aus den Geschäften vor der Kasse. Momentan sind sie häufig besonders lang, weil der Abstand zwischen den Wartenden größer ist als im Normalfall. Doch diese Warteschlangen haben den Vorteil, dass das Ende absehbar ist. Das ist es für die Kommunionkinder leider nicht. Sie warten und warten, wo doch das Ziel schon so nah war, und jetzt ist es auf einmal in weite Ferne gerückt.
So ähnlich geht es uns allen in diesen Tagen: Wir warten, wir hoffen, wir sehnen uns nach Normalität. Wir wünschen uns, dass wir uns endlich wieder treffen können, dass wir uns nahekommen dürfen, dass wir uns als Christen und Christinnen versammeln im Namen Jesu, um gemeinsam zu beten und Gottesdienst zu feiern. Jetzt, wo sie nicht möglich ist, merken wir erst, wie wichtig diese Gemeinschaft ist und wie gut sie uns tut. Wir vermissen die anderen, die mit uns einstimmen in das Vaterunser, die mit uns die Osterlieder singen und mit uns das Brot des Lebens empfangen. Das alles vermissen wir, die Großen, die Geduld schon ein paar Jahre länger üben konnten. Um wieviel mehr werden es die Kommunionkinder vermissen, dass sie jetzt nicht weiter in diese Gemeinschaft hineinwachsen können?
Deshalb lade ich Sie und euch alle ein, sich an der „Warteschlange“ zu beteiligen: Steine anmalen oder beschriften, aufmachen zur Kirche und dort ans Ende der Schlange legen. Und wenn man schonmal dort ist: Ein Gang in die Kirche, ein Gebet, eine Kerze anzünden für jemanden und Gott anvertrauen, was uns gerade alles bewegt – all das tut gut in dieser Zeit, wo uns in vielen Situationen nichts anders übrig bleibt als zu warten.
von Anne Gravendyk, Pastoralreferentin