Recht ungewöhnlich war die Idee, mit der das Bistum Rio de Janeiro am Ostermontag den vielen Helferinnen und Helfern in der Corona-Krise danken wollte. Durch einen Lichtshow-Effekt sah die weltberühmte Christus-Statue auf dem Zuckerhut so aus, als würde der Erlöser einen Arztkittel am Leibe und ein Stethoskop um seinen Hals tragen. Auf diese Weise sollte deutlich gemacht werden, dass in der Fürsorge und Aufopferung ungezählter Mediziner und Pflegekräfte für ihre Patienten etwas von der göttlichen Liebe aufstrahlt. Und zweifellos wird es nicht nur in Brasilien viele Menschen geben, die diese Lichtinstallation beeindruckt hat, die die Wertschätzung für den ungeheuren Einsatz vieler Frauen und Männer in heilenden und pflegerischen Berufen veranschaulichen wollte.
Zugleich kann uns dieses Bild des „Arztes Jesus Christus“ in Rio de Janeiro aber auch daran erinnern, dass Christus tatsächlich für die Menschen der Heiland ist, wie es schon sein hebräischer Name Jeschua zum Ausdruck bringt: „Gott heilt“. Die Evangelien berichten in vielfältigen Beispielen über die Heilungen, die Jesus vollbracht hat.
Jesus will darüber hinaus allerdings auch den Menschen Heilung bringen, die nicht wieder im herkömmlichen Sinne gesund werden, auch denen, die nicht mehr vom Krankenlager aufstehen und sogar jenen, die gar nicht mehr ins irdische Leben zurückkehren.
Sein Heilmittel ist in allen Fällen kein von der Pharma-Industrie hergestelltes Medikament und auch kein Impfstoff, der beispielsweise gegen Pandemien hilft. Das Heilmittel, das Christus allen „einimpfen“ möchte, denen er als Heiland begegnet, ist ein wirklich grenzenloses Vertrauen, das alle Furcht und alle Traurigkeit und sogar die schrecklichste menschliche Schuld überwindet. Es ist ein tiefes Vertrauen in die grenzenlose Güte und Barmherzigkeit Gottes, der alles zum Guten führt, auch in scheinbar aussichtlosen Fällen und auch dann, wenn dabei nicht unsere Erwartungen erfüllt werden. Dieses Vertrauen zum barmherzigen Gott kann das Herz des Menschen tatsächlich heilen – auf einer tieferen Ebene, wenn man so will. Wer aus einem solchen Vertrauen leben kann, der kann irgendwann wie der Apostel Paulus sagen: „Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn!“ (Röm 14, 7)
Seit dem Jahr 2000 gibt es noch ein weiteres Fest, das stets am Weißen Sonntag begangen wird. Papst Johannes Paul II. führte damals anlässlich der Heiligsprechung von Schwester Maria Faustyna Kowalska, die im Alter von nur 33 Jahren 1938 starb, den Festtag der göttlichen Barmherzigkeit am zweiten Ostersonntag ein. In ihrem geistlichen Tagebuch weist Schwester Maria Faustyna darauf hin, dass das wichtigste Schöpfgefäß für die Barmherzigkeit Gottes unser Vertrauen ist. Je größer das Vertrauen, desto tiefer auch die Heilung, die das menschliche Herz erfährt.
Der morgige Festtag lädt uns ein, den Sprung in das Vertrauen zum barmherzigen Gott zu wagen, der uns durch seinen Sohn Jesus Christus die endgültige Rettung und die wirkliche Heilung geschenkt hat. Und weil Christus in diesem Sinne unser Arzt sein will, darum stimmt am Ende auch der Spruch, den die Menschen sich heute zur Ermutigung zusprechen: Alles wird gut.
Impuls von Pfarrer Frank Weilke