Vor 30 Jahren bin ich mit der Ausbildung zur Pastoralreferentin für das Bistum Münster angefangen. Diese vier Jahre waren eine sehr intensive Zeit, die uns als Ausbildungskurs zusammengeschweißt hat. Diese Verbindung hält bis heute und zeigt sich gerade in dieser außergewöhnlichen Zeit wieder in besonderer Weise. Viele aufmunternde Worte gehen hin und her. Aufmunternde Worte, wie wir sie im Moment alle gute gebrauchen können. Und eines, was mich besonders angesprochen hat, möchte ich gerne mit Ihnen teilen. Es stammt von Dorothee Sölle, einer im Jahr 2003 verstorbenen evangelischen Theologin:
„…du sollst dich selbst unterbrechen…
Zwischen Arbeiten und Konsumieren
soll Stille sein und Freude,
zwischen Aufräumen und Vorbereiten
sollst du es in dir singen hören,
Gottes alte Lied von den sechs Tagen
und dem einen, der anders ist.
Zwischen Wegschaffen und Vorplanen
sollst du dich erinnern
an diesen ersten Morgen,
deinen und aller Anfang,
als die Sonne aufging
ohne Zweck
und du nicht berechnet wurdest
in der Zeit, die niemandem gehört
außer dem Ewigen.“
Unsere derzeitige Stille ist keine freiwillige, keine selbstgewählte. Trotzdem können wir sie nutzen und uns bewusst machen: Nichts ist selbstverständlich. Dass die Sonne jeden Tag aufs Neue aufgeht für uns, ist genauso ein Geschenk wie die Tatsache, dass wir leben dürfen.
Seien und bleiben wir dankbar!
Gebetsimpuls von Anne Gravendyk, Pastoralreferentin