Predigt am 4. Sonntag der Fastenzeit, 22. März 2020

Pfarrer Martin Klüsener

Liebe Schwestern und Brüder!

Auch für uns Christen ist die Coronakrise eine besondere Herausforderung.

Selbst in Kriegszeiten sind die Gottesdienste nicht ausgefallen, doch nun haben sich die kirchlichen Verantwortungsträger in Abstimmung mit den staatlichen Behörden erstmals dazu entschlossen, vorerst keine öffentlichen Gottesdienste stattfinden zu lassen.

Das ist eine Entscheidung von großer Tragweite,

ein massiver Einschnitt in das Leben unserer Pfarrei,

eine starke Beschneidung des Glaubenslebens vieler Katholiken, die normalerweise heute wie jeden Sonntag in eine unserer Kirchen gekommen wären, um miteinander Gottesdienst zu feiern.

Das nun keine Gottesdienste stattfinden darf aber nicht heißen, dass wir unser Glaubensleben einstellen, ganz im Gegenteil.

Jeden Abend um 19.30 Uhr erinnern uns nun alle Kirchenglocken in ganz Nordrhein-Westfalen daran, das gemeinsame tägliche Gebet zu verstärken

  • für unsere Alten und Kranken,
  • für die vielen Helferinnen und Helfer, die im Gesundheitswesen an vorderster Front stehen,
  • aber auch für die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft, dass sie besonnen und engagiert die richtigen Entscheidungen treffen.

Ich möchte an diesem ersten Sonntag ohne öffentlichen Gottesdienst in unserer Pfarrei aber auch daran erinnern, dass der Gottesdienst nur einer der drei Wesensvollzüge der Kirche ist.

Den Gottesdienst kann man in extremen Situationen, wie jetzt, für eine gewisse Zeit aussetzen, oder, besser gesagt, ins persönliche Gebet verlegen.

Aber einen anderen Wesensvollzug der Kirche, die Caritas, darf man niemals aussetzen!

Unsere Gemeinden sind nicht nur Gottesdienstgemeinden, sondern immer auch Caritasgemeinden und jeder getaufte Christ ist nicht nur zum Gottesdienst und zum Glaubensbekenntnis aufgefordert, sondern immer auch zur Caritas, also

zur praktizierten Nächstenliebe,

zum Dienst an denen, die in Not sind,

zur Zuwendung zu denen, die Hilfe brauchen.

Ich bin dankbar dafür, dass wir jetzt, wo wir auch hier bei uns mit der derzeitigen Situation umgehen und mit all den damit zusammenhängenden Herausforderungen fertig werden müssen, innerhalb unserer Pfarrei schon einige Ideen entwickelt haben, was wir jetzt tun können.

  • So haben wir einen Einkaufsdienst für die Risikogruppe der älteren Menschen auf die Beine gestellt.
  • Für all diejenigen, die durch vermindertes Einkommen in schwierige finanzielle Situationen kommen, versucht die Pfarrcaritas Unterstützung zu organisieren.
  • Aber auch andere in dieser Situation wichtige caritative Aktivitäten sollten weiter überlegt werden. So könnte man zum Beispiel, telefonisch Kontakt mit älteren, einsamen Menschen aufnehmen und ihnen soweit möglich behilflich sein, ohne ihnen dabei körperlich nahe kommen zu müssen.

Bei alldem müssen natürlich alle bekannten Vorschriften streng beachtet werden, um Ansteckungen zu vermeiden.

Liebe Schwestern und Brüder,

auf diese Weise können Christen in unserer Gesellschaft dafür sorgen, dass es auch in Zeiten der Not menschlich warm bleibt und über allen verständlichen Sorgen das Licht der Hoffnung sichtbar bleibt.

Ja, auf diese Weise kann das wahr werden, was in der Apostel Paulus uns am heutigen Sonntag in der Lesung aus dem Brief an die Epheser den Gläubigen zuruft:

„Einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr durch den Herrn Licht geworden. Lebt als Kinder des Lichts! Denn das Licht bringt lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor.“

Das ist ein wichtiger Auftrag für uns als Christen in dieser dunklen Zeit: „Als Kinder des Lichtes leben.“ Lichtbringer sein durch die Liebe und Zuwendung, die wir anderen geben.

Amen.