Der sechste Fastensonntag nimmt (nicht nur) im Nikolausdorf eine besondere Stellung ein. Der „Palmsonntag“ erinnert in der Liturgie an den Einzug Jesu in Jerusalem und zugleich an sein Leiden. In Diestedde findet schon seit dem 19. Jahrhundert eine kleine Prozession mit Palmstöcken mit anschließendem Gottesdienst statt. Vor allem die gebackenen Ringe und der thronende Palmhahn auf dem geschnitzten Palmstock sind eine Besonderheit, die es so nur in Diestedde gibt.
Schon am Freitagnachmittag war die Aufregung groß: Der Heimatverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Symbolik des Diestedder Palmstocks lebendig zu erhalten und lädt alljährlich zum großen Palmhahnbasteln ins Backhaus ein. Die diesjährigen Kommunionkinder und die Messdiener folgten der Einladung und verwandelten das gemütliche Backhaus in eine ebenso gemütliche Palmhahnwerkstatt. Schon der circa 60 Zentimenter lange Palmstock ist etwas Außergewöhnliches. Die äußere Rinde der Weidenstöcke wird behutsam abgeschält und durch den Einsatz von Werkzeug werden die Späne abgezogen, so dass kleine „Kronen“ entstehen. Statt Palmzweige erinnert gesegneter Buchsbaum an den Einzug Jesu. Rote Bänder und Äpfel symbolisieren das Blut Jesu. Die drei Gebäckringe stehen für die Dreifaltigkeit Gottes. Der Hahn selbst steht für die Verleugnung von Petrus und seiner Erkenntnis, aber auch für die Ankündigung der Auferstehung des Herrn. Wer hätte gedacht, was alles hinter den schmucken Palmstöcken steckt?
Nach getaner „Arbeit“ mussten die Diestedder Palmstöcke selbstverständlich auch präsentiert werden. Traditionell treffen sich die Gläubigen dazu am Palmsonntag vor dem Seniorenheim Haus Maria Regina, wo die Palmstöcke gesegnet werden und anschließend die Prozession zur Kirche erfolgt. Aufgrund der neuen Gottesdienstordnung fand die Prozession nun erstmals am Vorabend, also am Samstag, statt. Pater Matthäus und Diakon Martin Voß zelebrierten im Anschluss daran die Heilige Messe in der Nikolauskirche. Die Diestedder erhalten ihren besonderen Brauch und so wird der Palmstock auch weiterhin mit seiner Symbolik und seiner besonderen Zusammensetzung für Staunen sorgen.
Bildergalerie: Der Diestedder Palmhahn
Fotos/Text: B. Brüggenthies
