Münster (pbm/acl). Den Knüpfel in der rechten, das Eisen in der linken Hand und los geht’s. Immer wieder lässt Jonas den Knüpfel in Richtung des vor ihm liegenden Steinblocks sausen. „Das ist ganz schön anstrengend“, stöhnt der Achtjährige – und sieht trotzdem zufrieden aus. Denn auf dem Stein vor ihm kann man schon gut die Umrisse eines Fisches erkennen. Und genau das möchte er aus dem Baumberger Sandstein schlagen. Wie ein Steinmetz also. Zusammen mit acht Mädchen und Jungen aus seiner Pfarrei St. Margareta Wadersloh nimmt er im Rahmen der Erstkommunionvorbereitung am Domworkshop „Kleiner Steinmetz“ in Münster teil.
Seit dem Domjubiläum im Jahr 2014 organisiert Mario Schröer von der Dompädagogik zwei-stündige Kurse für Kinder am St.-Paulus-Dom. Ob als Bildhauer, Goldschmied oder Glas-künstler – bei allen Angeboten können sich die Mädchen und Jungen in traditionsreichen Handwerken versuchen, mit denen schon die alten Baumeister dem Dom sein heutiges Aussehen verliehen haben. Seit 2016 werden die Workshops speziell für Kommuniongruppen angeboten. Jeder Kurs beginnt zunächst je nach Schwerpunkt mit einem Gang durch die Dom-kammer, den Kreuzgang oder den Dom. Anschließend dürfen die Kinder selbst aktiv werden. „Der Blick der Kinder für Kunst wird viel intensiver geschärft, wenn sie mit ihren eigenen Händen etwas erschaffen“, erklärt Mario Schröer. Dabei gehe es nicht darum, das perfekte Kunstwerk zu kreieren, im Mittelpunkt stünden die liturgischen Inhalte.
So arbeiten die Kinder hochkonzentriert an den verschiedensten Motiven, darunter Fisch, Kreuz und Regenbogen. Jette (8) hat sich für ein Kreuz mit einem Herz darin entschieden. „Das Herz steht ja für Liebe und Jesus ist am Kreuz aus Liebe zu uns Menschen gestorben“, erinnert sie sich an das, was sie in der Erstkommunionvorbereitung gelernt hat, und macht sich mit Fingerspitzengefühl wieder an die Arbeit. Christoph Otto Hetzel ist mit Jettes Arbeit schon sehr zufrieden. Der Bildhauer ist an diesem Nachmittag immer an der Seite der jungen Künstler, um sie zu unterstützen. „Aber wirklich nur unterstützen“, wie er betont. „Ich sage den Kindern immer: Ihr seid die Künstler, die bin nur euer kleiner Helfer.“ Nur im Selbertun könnten die Mädchen und Jungen nachspüren, was es bedeutet, ein Bauwerk zu schaffen. „Vor allem vor dem Hintergrund damaliger Bedingungen“, fügt er hinzu.
Immer wieder bleiben vorbeigehende Touristen und Marktbesucher bei den Kindern stehen und werfen neugierige Blicke auf die Arbeiten. Und dann haben alle Kommunionkinder ihr Kunstwerk abgeschlossen. Der Staub auf ihren Jacken ist vergessen, sichtlich stolz halten sie ihre steinernen Kunstwerke in den Händen. „Das hat Spaß gemacht“, sagt Jonas grinsend.
Text/Fotos: Ann-Christin Ladermann (Bischöfliches Generalvikariat Münster)
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